Das Einhalten der Händehygiene (HH) ist ein Schlüsselfaktor, um nosokomialen Infektionen vorzubeugen. Daten aus Deutschland weisen auf ein großes Verbesserungspotenzial hin, besonders in der Indikation vor aseptischen Tätigkeiten. Eine Cluster-randomisierte, zweiarmige Studie [1] – durchgeführt von der Charité Universitätsmediz in Berlin mit aktiver Beteiligung des HARTMANN SCIENCE CENTERS – untersuchte deshalb die Auswirkungen eines multimodalen Maßnahmenpakets auf die HH-Compliance sowie auf die Rate Device-assoziierter Blutstrominfektionen (BSI). Dafür wurden von 2017 bis 2018 insgesamt 20 periphere Stationen dreier Campuseinbezogen, von denen jeweils 10 per Zufall entweder der Interventionsgruppe oder der Kontrollgruppe zugeteilt wurden. Gemäß Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation fanden fünf Beobachtungszyklen statt: Gegen den ersten (Baseline) wurden vier folgende, vierteljährlich durchgeführte Zyklen mit ≥150 Beobachtungen (davon ≥30 vor aseptischen Tätigkeiten) verglichen.
Umfassendes Interventionspaket mit Schwerpunkt auf aseptischen Tätigkeiten
Zum umfangreichen Maßnahmenpaket gehörten u.a. ein Kick-Off-Meeting, vierteljährliches Feedback zum HH-Verhalten und Schulungsmaterial (Schwerpunkt HH vor aseptischen Tätigkeiten: 10 Schritt-für-Schritt Checklisten für optimierte Arbeitsabläufe inkl. hygienerelevanter Schritte, zwei Schulungsfilme). Außerdem wurden alle Infusionsständer mit leicht erreichbaren Desinfektionsmittelspendern (Eurospender 3 flex) ausgestattet. Während der Beobachtungszyklen dokumentierten geschulte studentische Hilfskräfte mit Hilfe der Observe App die HH-Compliance gemäß der „Fünf Momente“ [2]. Die Rate an BSI (definiert als eine Blutkultur mit pathogenem Erreger oder zwei mit gewöhnlichen Hautkeimen binnen 5 Tagen; intravenöser Katheter am Tag/Vortag der Blutentnahme; mind. 3 Tage vorhanden, etc.) wurde 11 Monate während und einen Monat nach der Intervention erfasst.
Händehygiene-Compliance vor aseptischen Tätigkeiten stieg mit Interventionspaket deutlich an
Im Verlauf der gesamten Studie konnten insgesamt 21.424 HH-Gelegenheiten und 12.920 HH-Aktionen dokumentiert werden. Während sich die Gesamt-Compliance nicht signifikant veränderte, nahm sie vor aseptischen Tätigkeiten in der Interventionsgruppe jedoch signifikant um 20% – von 44% auf 53% – zu.