Händehygiene

Bessere Händehygiene-Compliance und weniger Infektionen dank eines ganzheitlichen Ansatzes

4/27/2022

Das Einhalten der Händehygiene (HH) ist ein Schlüsselfaktor, um nosokomialen Infektionen vorzubeugen. Daten aus Deutschland weisen auf ein großes Verbesserungspotenzial hin, besonders in der Indikation vor aseptischen Tätigkeiten. Eine Cluster-randomisierte, zweiarmige Studie [1] – durchgeführt von der Charité Universitätsmediz in Berlin mit aktiver Beteiligung des HARTMANN SCIENCE CENTERS – untersuchte deshalb die Auswirkungen eines multimodalen Maßnahmenpakets auf die HH-Compliance sowie auf die Rate Device-assoziierter Blutstrominfektionen (BSI). Dafür wurden von 2017 bis 2018 insgesamt 20 periphere Stationen dreier Campuseinbezogen, von denen jeweils 10 per Zufall entweder der Interventionsgruppe oder der Kontrollgruppe zugeteilt wurden. Gemäß Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation fanden fünf Beobachtungszyklen statt: Gegen den ersten (Baseline) wurden vier folgende, vierteljährlich durchgeführte Zyklen mit ≥150 Beobachtungen (davon ≥30 vor aseptischen Tätigkeiten) verglichen.


Umfassendes Interventionspaket mit Schwerpunkt auf aseptischen Tätigkeiten

Zum umfangreichen Maßnahmenpaket gehörten u.a. ein Kick-Off-Meeting, vierteljährliches Feedback zum HH-Verhalten und Schulungsmaterial (Schwerpunkt HH vor aseptischen Tätigkeiten: 10 Schritt-für-Schritt Checklisten für optimierte Arbeitsabläufe inkl. hygienerelevanter Schritte, zwei Schulungsfilme). Außerdem wurden alle Infusionsständer mit leicht erreichbaren Desinfektionsmittelspendern (Eurospender 3 flex) ausgestattet. Während der Beobachtungszyklen dokumentierten geschulte studentische Hilfskräfte mit Hilfe der Observe App die HH-Compliance gemäß der „Fünf Momente“ [2]. Die Rate an BSI (definiert als eine Blutkultur mit pathogenem Erreger oder zwei mit gewöhnlichen Hautkeimen binnen 5 Tagen; intravenöser Katheter am Tag/Vortag der Blutentnahme; mind. 3 Tage vorhanden, etc.) wurde 11 Monate während und einen Monat nach der Intervention erfasst.


Händehygiene-Compliance vor aseptischen Tätigkeiten stieg mit Interventionspaket deutlich an

Im Verlauf der gesamten Studie konnten insgesamt 21.424 HH-Gelegenheiten und 12.920 HH-Aktionen dokumentiert werden. Während sich die Gesamt-Compliance nicht signifikant veränderte, nahm sie vor aseptischen Tätigkeiten in der Interventionsgruppe jedoch signifikant um 20% – von 44% auf 53% – zu.

Positiver Einfluss auch auf Rate der Blutstrominfektionen

Neben der Verbesserung der HH-Compliance konnte ein weiterer positiver Effekt des Maßnahmenpakets festgestellt wurden. So zeigte sich nämlich, dass die BSI-Gesamtrate auf den Interventionsstationen deutlich sank. Pro 1000 Patiententagen wurden hier nur noch 0,71 BSI erfasst, während es auf Kontrollstationen 1,16 waren (p<0,01). Besonders groß war der Unterschied mit 0,31 auf Interventionsstationen vs. 0,71 auf Kontrollstationen für Katheter-assoziierte BSI (p<0,01).

Somit konnte die Studie erfolgreich zeigen, dass ein auf aseptische Tätigkeiten fokussierendes Interventionspaket sich nachweislich positiv auswirkt – und zwar sowohl auf die HH-Compliance als auch auf die BSI-Rate.

Quellen:

  1. Aghdassi SJS et al. (2020) A multimodal intervention to improve hand hygiene compliance in peripheral wards of a tertiary care university centre: a cluster randomised controlled trial. Antimicrob Resist Infect Control 9: 113. https://doi.org/10.1186/s13756-020-00776-9

  2. Sax H et al. (2007) 'My five moments for hand hygiene': a user-centred design approach to understand, train, monitor and report hand hygiene. J Hosp Infect 67: 9–21. https://doi.org/10.1016/j.jhin.2007.06.004

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