„Wir laufen Gefahr, dass unsere Antibiotika nicht mehr ausreichend wirken. Handeln wir jetzt nicht, könnte die Sterblichkeit bei Infektionen bald wieder so hoch sein wie vor Einführung der Antibiotika“, warnt Prof. Dr. Uwe Frank, Leitender Krankenhaushygieniker am Universitätsklinikum Heidelberg und Oberarzt am Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Freiburg. Vor allem multiresistente Gram-negative Erreger können dazu führen, dass schwerwiegende Infektionen nicht mehr beherrschbar seien, legte der Krankenhaushygieniker dar. Jährlich erkranken in deutschen Kliniken 30 000 bis 35 000 Patienten an einer Infektion mit multiresistenten Erregern.
Hygienepotenzial zu wenig genutzt
Das größte sofortige Präventionspotenzial zur Vermeidung von MRE-Infektionen liegt gegenwärtig in der konsequenten Umsetzung von Hygienemaßnahmen. „Konservativ geschätzt sind 30 Prozent aller im Krankenhaus erworbenen Infektionen allein durch Hygiene vermeidbar. Neuere Studien lassen sogar vermuten, dass weit mehr Infektionen verhindert werden könnten“, berichtet Dr. Henning Mallwitz, Leiter des HARTMANN SCIENCE CENTER. Im Falle von multiresistenten Erregern wären allein in Deutschland jedes Jahr mindestens 10 000 Infektionen vermeidbar.
Eine Schlüsselfunktion bei der Infektionsprävention spielt die Händehygiene. Ein Potenzial, das immer noch viel zu wenig genutzt wird.
Demnach liegt die durchschnittliche Compliance bei der Händehygiene zwischen 41 % und 55 %
Besonders kritisch wird es für Patienten, wenn die Händehygiene bei aseptischen Tätigkeiten unterlassen wird, z. B. beim Legen von Kathetern oder beim Verbandwechsel. Hierbei besteht die Gefahr, dass Erreger in primär sterile oder nicht mit potentiell pathogenen Erregern besiedelte Bereiche eingetragen werden und von dort aus schwerwiegende Infektionen auslösen.
Ausgehend von diesen Infektionsrisiken, untersuchte das HARTMANN SCIENCE CENTER wichtige aseptische Pflegemaßnahmen entlang der Patient Journey von der Aufnahme des Patienten bis zu seiner Entlassung. Für die häufigsten dieser Pflegemaßnahmen wurden Standardarbeitsprozesse (SOPs) mit besonderem Fokus auf alle infektionsrelevanten Schritte entwickelt. „Wir haben zwar die Hygiene nicht neu erfunden, können aber den Anteil der Hygienefehler deutlich verringern und den Patientenschutz deutlich erhöhen“, erklärt Mallwitz.
*ECDC (European Center for Disease Prevention and Control)