Internationale Woche der Infektionsprävention vom 13. bis 19. Oktober

Close up of an orthopaedic surgery Close up of an orthopaedic surgery

Mit vereinten Kräften für einen besseren Infektionsschutz

Bereits seit 1986 rückt die „International Infection Prevention Week“ jedes Jahr im Oktober die Bedeutung der Infektionsprävention in den Vordergrund. Noch immer ist das Thema brandaktuell: Laut einer Erhebung des European Centre for Disease Prevention and Control kommt es jährlich in der EU zu etwa 4,8 Millionen Infektionen im Zusammenhang mit einer medizinischen Maßnahme [1]. Die Internationale Woche der Infektionsprävention möchte bei Beschäftigten im Gesundheitswesen ebenso wie in der Öffentlichkeit das Bewusstsein dafür schärfen, welche Rolle jeder Einzelne bei der Infektionsprävention spielt. Das Motto der diesjährigen Aktionswoche vom 13. bis 19. Oktober lautet „Moving the Needle on Infection Prevention” und steht für die Verbesserung der Infektionsprävention.

Die häufigsten nosokomialen Infektionen: postoperative Wundinfektionen

In der EU erkranken jährlich 4,3 Millionen Patienten an mindestens einer Infektion, die im Krankenhaus oder einer anderen medizinischen Einrichtung erworben wird [1]. Bis zu 70 % dieser nosokomialen Infektionen gelten als vermeidbar [2]. Postoperative Wundinfektionen (surgical site infections, SSI) stellen mit 16,1 % eine der häufigsten nosokomialen Infektionsarten dar [1]. Infektionen, die im Zusammenhang mit einer Operation auftreten, können oberflächlich sein oder tiefer liegende Gewebe, Organe und implantierte Materialien betreffen. Häufig sind pathogene Bakterien die Verursacher; Viren oder Pilze spielen seltener eine Rolle. Welche Erreger genau eine SSI auslösen, hängt im Allgemeinen von der Art des Eingriffs ab [3, 4]. So werden beispielsweise fakultativ pathogene Erreger erst in Kombination mit zusätzlichen Faktoren, wie dem Einsetzen eines Implantats, problematisch.

Je nach Operation spielen unterschiedliche Erreger eine Rolle bei SSI

Grafik, die die häufigsten für SSI verantwortlichen Erreger zeigt

Als häufigster Erreger von SSI in Deutschland gilt das Bakterium Staphylococcus aureus [3]. Laut Daten des Nationalen Referenzzentrums für nosokomiale Infektionen (NRZ) findet sich S. aureus in 20 % aller SSI-Isolate [3]. SSI mit S. aureus treten insbesondere nach kardiologischen und orthopädischen Eingriffen auf [3]. Einen wichtigen Risikofaktor dafür stellt die Besiedelung der Nase des Patienten mit S. aureus dar. Präoperatives Screening und Dekolonisierung können das Infektionsrisiko reduzieren [3].

Auf Darmbakterien sind die meisten SSI in der Abdominalchirurgie zurückzuführen. Am häufigsten kann Escherichia coli nachgewiesen werden, gefolgt von Enterococcus spp. (E. faecium und E. faecalis) [3, 4]. Bei bestimmten Operationen kann daher zur Infektionsprävention eine Darmentleerung in Kombination mit Antibiotika ratsam sein [3].

Im Rahmen orthopädischer Operationen können Erreger wie S. aureus oder Koagulase-negative Staphylokokken (CoNS) aus der Hautflora eine Knocheninfektion verursachen [5]. Das Bakterium Propionibacterium acnes besiedelt bevorzugt die Haut von Schulter und Achselhöhle und ruft daher häufig SSI nach Schulteroperationen hervor.

Schwere Komplikation: orthopädische postoperative Wundinfektionen

Besonders hoch ist das Risiko für SSI bei Operationen, bei denen Fremdmaterialien eingebracht werden, also z. B. beim orthopädischen Gelenkersatz. Dabei können die Materialeigenschaften des Implantats die Anhaftung von Bakterien begünstigen [3]. Eine schwerwiegende postoperative Komplikation bei Gelenkendoprotheseneingriffen ist die periprothetische Gelenkinfektion (PJI). Sie ist mit einer erheblichen Morbidität und Mortalität verbunden [6]. Aufgrund der zunehmenden Zahl von primären Hüft- und Knieendoprothesen nimmt die Inzidenz der PJI zu. So wird die Inzidenz von PJI nach primärer Arthroplastik auf etwa 1 bis 2 % geschätzt und zählen ferner zu den häufigsten Ursachen für Revisionseingriffe [7-9].

Um die Entwicklung einer PJI zu verhindern, wurden verschiedene Strategien entwickelt, die in der präoperativen, in der perioperativen sowie in der postoperativen Phase Anwendung finden [6]. So kann beispielsweise die intraoperative Spülung, die bei Endoprothesen nach der Implantation der endgültigen Komponenten eingesetzt wird, der Bildung von Biofilmen entgegenwirken [6]. Eine weitere wirkungsvolle Möglichkeit ist der Einsatz einer antimikrobiell wirkendenden chirurgischen Spüllösung auf Basis von PHMB (Polyhexanid) und Poloxamer [10].

Auf dem aktuellen Stand der Infektionsprävention mit dem M:IP® SSI Knowledge Hub

Mit dem M:IP® SSI Knowledge Hub bietet Hartmann allen Beschäftigten des Gesundheitswesens online einen einfachen Zugang zu Maßnahmen zur SSI-Prävention. Personalengpässe und steigende Anforderungen im Gesundheitswesen machen es schwer, den Überblick zu behalten und auf dem neuesten Stand zu sein. Deswegen fasst das M: IP® SSI Knowledge Hub die wichtigsten Leitlinien der führenden nationalen und internationalen Institutionen (WHO, CDC, NICE, KRINKO) zusammen, ergänzt durch das medizinische Know-how von HARTMANN aus 200 Jahren Erfahrung. Die innovative Plattform bereitet evidenzbasierte Erkenntnisse und praxisorientierte Ansätze nutzerfreundlich auf und unterstützt Sie so dabei, Ihr Wissen zur Infektionsprävention aktuell zu halten und zu erweitern. Besuchen Sie das M: IP® SSI Knowledge Hub und entdecken Sie eine Welt mit weniger Infektionen!

Two nurses talking to each other and a Signet showing M: IP

Mission: Infection Prevention – zusammen stark gegen Infektionen

Das M: IP® SSI Knowledge Hub ist Teil unserer „Mission: Infection Prevention“. M: IP® zielt darauf ab, das Auftreten nosokomialer Infektionen in Einrichtungen des Gesundheitswesens zu reduzieren. Das führt zu weniger Stress für das medizinische Personal und zu einer besseren Patientenversorgung. Gleichzeitig können Reputations- und finanzielle Risiken vermieden werden.

Im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) vom 22. bis 25. Oktober in Berlin findet eine Paneldiskussion der Mission: Infection Prevention statt. Experten erörtern wirkungsvolle Maßnahmen, mit denen sich SSI effektiv verhindern lassen. Die Veranstaltung findet statt am 25. Oktober von 10 bis 11 Uhr in Halle 4.2.

Machen Sie mit und zeigen Sie Engagement für den Infektionsschutz – als Mediziner wie als Beschäftigter im Gesundheitswesen! Gehen wir gemeinsam neue Wege in der Infektionsprävention für höchste Ergebnisqualität zum Wohle der Patienten!

#MissionInfectionPrevention

Quellen:

  1. European Centre for Disease Prevention and Control. Point prevalence survey of healthcare-associated infections and antimicrobial use in European acute care hospitals. Stockholm: ECDC; 2024.
  2. https://www.who.int/news/item/06-05-2022-who-launches-first-ever-global-report-on-infection-prevention-and-control
  3. Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI). Prävention postoperativer Wundinfektionen. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 2018; 61: 448-473.
  4. Weiner LM et al. Antimicrobial-Resistant Pathogens Associated With Healthcare-Associated Infections: Summary of Data Reported to the National Healthcare Safety Network at the Centers for Disease Control and Prevention, 2011-2014. Infect Control Hosp Epidemiol 2016; 37: 1288-1301.
  5. Masters EA et al. Skeletal infections: microbial pathogenesis, immunity and clinical management. Nat Rev Microbiol 2022; 20: 385-400.
  6. Rupp M et al. Recent trends in revision knee arthroplasty in Germany. Scientific Reports 2021; 11: 15479.
  7. Zeng ZJ et al. Incidence of periprosthetic joint infection after primary total hip arthroplasty is underestimated: a synthesis of meta analysis and bibliometric analysis. J Orthop Surg Res 2023; 18: 610.
  8. Jin X et al. Estimating incidence rates of periprosthetic joint infection after hip and knee arthroplasty for osteoarthritis using linked registry and administrative health data. Bone Joint J 2022; 104-B(9): 1060–6.
  9. Ayoade F et al. Periprosthetic Joint Infection. In: StatPearls Publishing; 2024. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK448131
  10. In-vitro results on planktonic time kill assay to evaluate the bactericidal activity of chemical disinfectants and antiseptics. Data on file.

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