Events

Europäischer Antibiotika-Tag am 18. November 2023 und Welt-Antibiotika-Woche vom 18.-24. November 2023
Schon lange warnen Expert/innen davor, dass uns in der Zukunft ein post-antibiotisches Zeitalter bevorstehen könnte, in dem die Menschheit nicht mehr auf die Wirksamkeit von Antibiotika zählen kann. Für die globale Gesundheit wäre das eine Katastrophe, denn selbst alltägliche Infektionen könnten plötzlich lebensbedrohlich werden. Schon jetzt gehen weltweit jedes Jahr etwa 700.000 Todesfälle auf das Konto resistenter Organismen, und diese Zahl könnte dramatisch steigen. Ob und wann dieses Schreckensszenario jedoch eintritt, ist von vielen Faktoren abhängig. Wie umsichtig setzen die Menschen Antibiotika zukünftig ein, wie schnell verbreiten sich resistente Keime, wie zügig geht die Entwicklung neuer Wirkstoffe voran? Die Welt-Antibiotika-Woche (WAAW) und der Europäische Antibiotika-Tag (EAAD) sensibilisieren alljährlich im November mit Awareness-Kampagnen für die Problematik und rufen zum umsichtigen Einsatz antimikrobieller Wirkstoffe auf – so auch in diesem Jahr.
Antimikrobielle Resistenz (AMR) tritt auf, wenn Erreger nicht mehr auf antimikrobielle Wirkstoffe ansprechen, zu sogenannten resistenten und ggf. auch multiresistenten Erregern (MRE) werden. Infolge der Arzneimittelresistenz werden standardmäßig eingesetzte Antibiotika und andere antimikrobielle Mittel unwirksam, und Infektionen lassen sich nur noch schwer oder gar nicht mehr behandeln, was das Risiko der Ausbreitung von Krankheiten, schwerer Erkrankungen und des Todes erhöht [1].
Aber auch bei den Viren gibt es zahlreiche Beispiele von Resistenzen gegen antivirale Medikamente, wie am Fall von HIV und auch Influenza [4] deutlich wird. Von großer Bedeutung für tropische und subtropische Regionen sind darüber hinaus resistente Parasiten der Gattung Plasmodium, die eine Malaria-Behandlung erheblich erschweren [3].
Bei den Pilzen, gegen die ohnehin nur wenige antimykotische Wirkstoffklassen existieren, sind zunehmende Azol-Resistenzen bei Candida und Aspergillus klinisch problematisch [5].
Um der weiteren Zunahme antimikrobieller Resistenzen und deren dramatischen Folgen zukünftig vorzubeugen, ist vor allem ein korrekter und umsichtiger Umgang mit diesen Medikamenten elementar. So müssen beispielsweise Dosierung, Behandlungsbeginn und -dauer stimmen und das Wirkspektrum zum jeweiligen Erreger passen.
Außerdem gilt es natürlich, Infektionen möglichst generell zu vermeiden, um die Verbreitung resistenter Erreger zu verhindern – z. B. durch hygienische Maßnahmen wie gute Hände- und Flächenhygiene sowie durch Impfungen. Inwiefern sich die COVID-19-Pandemie langfristig auf Resistenzen auswirkt, wird aktuell ebenfalls diskutiert [6], kann aber erst abschließend beurteilt werden. Die WHO befürchtet weiterhin einen Pandemie-bedingt gehäuften Einsatz antimikrobieller Medikamente und dadurch eine höhere Gefahr der Resistenzbildung. Hoffnung macht hingegen eine gemeindebezogene britische Studie, die eine nachhaltige Verringerung von Antibiotika-Verschreibungen seit dem ersten Lockdown bis zum Jahresende 2020 beobachtete [7] – auch wenn die Gründe dafür unklar bleiben. Zudem wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) für das Jahr 2020 weniger Fälle Antibiotika-resistenter Bakterien gemeldet als erwartet, was – falls nicht einer versäumten Übermittlung geschuldet – auf weniger nosokomiale Infektionen in diesem Zeitraum hinweisen könnte. Doch Grund zum Aufatmen besteht beim Thema Resistenzen nicht, denn soeben fanden Forschende in Deutschland Bakterien, die bereits gegen eine neue, noch gar nicht routinemäßig eingesetzte Kombination zweier antimikrobieller Substanzen resistent sind [8].
Quellen: