„Von Seuchen zu Sauberkeit: Die Entwicklung der Hygiene und Desinfektion im Verlauf der Geschichte.“
Im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung baten wir zwei Experten mit „Impulsvorträgen“ neben der Historie der Hygiene und Desinfektion vor allem in die Zukunft zu blicken. Dr. Philipp Osten vom Institut für Geschichte und Ethik der Medizin am UKE schlug dabei in seinem Vortrag einen Bogen von der Pest im 14. Jahrhundert über die Cholera im 19. Jahrhundert in Hamburg bis in die 1920er Jahre.
Als ein Wendepunkt der Hygiene-Geschichte muss dem Medizin-Historiker zufolge das Jahr 1348 angesehen werden. Denn als Reaktion auf die durch den zunehmenden Welthandel auch in Europa grassierende „Schwarze Pest“ schuf die Hafenstadt Venedig eine Gesundheitsverwaltung. „Erstmals wurden Ärzte öffentlich eingestellt, um Krankheiten erkennen, prognostizieren und eindämmen zu können“, so Prof. Dr. Philipp Osten.
Auf die damals eingeleiteten Eindämmungs-Maßnahmen zur Krankheitskontrolle gehe auch die im Englischen übliche Bezeichnung für Reisepass zurück: Passport. Im ursprünglichen Sinn ist das eine von den Hafenbehörden ausgestellte schriftliche Erlaubnis, nach einer Quarantäne den Hafen verlassen zu dürfen. Auf Englisch: „to pass from port“. Viel mehr als das Isolieren von tatsächlich oder möglicherweise Kranken – und das Verbrennen von Toten und ihren Habseligkeiten – war in den danach folgenden Jahrhunderten aber nicht üblich. Man kannte ja auch die tatsächliche Ursache der Pest nicht.
Bakterienangst & Desinfektion
Der Umgang mit Krankheiten wie Pest, Cholera und Co. sollte sich erst ändern, nachdem die Idee von winzig kleinen, nicht sichtbaren – Krankheitserregern – als Auslöser dieser Erkrankungen auch allgemein akzeptiert wurde. Selbstverständlich war das nicht, wie die Cholera-Ausbrüche im 19. Jahrhundert in Hamburg zeigen. Überhaupt war Hamburg zu der Zeit kein Vorbild in puncto Gesundheitsmanagement: „Die letzte große Cholera-Epidemie in Europa hat in Hamburg stattgefunden,“ so Prof. Dr. Philipp Osten. Ein Grund: In der Hansestadt habe man damals immer noch die Idee bevorzugt, die Cholera werde durch Ausdünstungen aus dem Boden und nicht durch verschmutztes Trinkwasser hervorgerufen.
Das änderte sich laut Prof. Dr. Philipp Osten erst, als das Kaiserliche Gesundheitsamt 1894 eine Karte mit den Cholera-Toten in und um Hamburg veröffentlichte – und das Ergebnis förmlich ins Auge sprang: Die Zahl der Verstorbenen änderte sich dramatisch an der Stadtgrenze. In Hamburg kam damals das Trinkwasser immer noch direkt aus der Elbe. In Altona trank man bereits sandgefiltertes Wasser. Von da an war Idee von den Krankheitserregern – die Bakterientheorie – etabliert. Mit Folgen: Bakterienangst breitete sich aus. Mit den „Bacillen“ begann deshalb auch das Zeitalter der Desinfektion. „Die Angst vor den Epidemien kehrt sich nun um in einen wirtschaftlichen Vorteil“, sagte Prof. Dr. Philipp Osten. Denn es wurde zum Wettbewerbsvorteil für eine Hafenstadt, einen „sicheren Hafen“ bieten zu können, der nicht Einfallstor für neue Krankheitserreger ist. In den 1890er Jahren entstanden die ersten Fabriken für Desinfektionsmittel, daher vor allem in Hafenstädten. In Hamburg wurde so auch 1897 die Bacillol-Fabrik Sanders gegründet, aus der im Jahr 1924 die spätere „Bacillolfabrik Dr. Bode & Co.“ hervorging. Die neue Ära der Hafen-Hygiene veranschaulichte ein Foto aus jener Zeit, das Prof. Dr. Philipp Osten präsentierte: Es zeigt die „Bewachung pestverdächtiger Schiffsladung durch rattenscharfe Hunde“.
Wie kann KI die Krankenhaushygiene fördern?
Scharfe Hunde werden in Zukunft wohl nicht mehr gefragt sein, um Infektionen zu verhindern. Auf jeden Fall aber ein scharfer Verstand und ein pragmatisch-realistisches Vorgehen: „Raus aus dem Elfenbeinturm! - Herausforderungen und Zukunftsaussichten der praktischen Krankenhaushygiene“, war deshalb der Titel, den Prof. Dr. Johannes Knobloch für seinen Vortrag wählte. Der Leiter des Arbeitsbereichs Krankenhaushygiene am UKE ging dabei vor allem der Frage nach, inwieweit Künstliche Intelligenz – kurz KI – helfen kann, die Infektionsprävention und die Patientensicherheit zu verbessern.
Der Hygieniker plädierte grundsätzlich für einen Mittelweg zwischen generalisierten Präventionsmaßnahmen – Stichwort: „one size fits all“ – und Maßnahmen, die in Ausmaß und Durchführung so gut es geht an die tatsächliche Gefährdungssituation vor Ort angepasst sind. Allein der Kostendruck im Gesundheitswesen mache so ein Vorgehen notwendig. „Die Basishygienemaßnahmen sind die Standards, welche auch zukünftig bei allen Patientinnen und Patienten angewendet werden sollten.“, so Johannes Knobloch. Über die Basishygiene hinausgehende Maßnahmen sollten jedoch zukünftig individualisiert angewendet werden. Bei der Einschätzung von Infektionsrisiken und der Auswahl sinnvoller infektionspräventiver Maßnahmen kann dem Hygieniker zufolge KI wertvolle Hilfe leisten. Ihr Vorteil im Vergleich zu menschlichen Hygiene-Teams: Die KI ist 24/7 erreichbar!
Mehr Forschung für bessere Daten
Um KI sinnvoll einsetzen zu können, müssten die Algorithmen allerdings auch mit sinnvollen Daten lernen können. Voraussetzung dafür: Infektionen und alle relevanten Daten müssen korrekt und automatisiert in den Krankenhaus-Informationssystemen erfasst werden! „Das Ziel ist eine evidenzbasierte Risikobewertung anhand von Echtdaten“, so Johannes Knobloch. Viele der derzeit empfohlenen Maßnahmen seien allerdings meinungsgetrieben und müssten im Hinblick auf ihre Evidenz hinterfragt werden. „Auf der Basis nicht ausreichend spezifischer Publikationen und Daten ist KI derzeit als konkrete Entscheidungshilfe wenig geeignet.“ Zu den zukünftigen Aufgaben von Hygiene-Teams werde es dann auch gehören, die Wirksamkeit von Maßnahmen zu untersuchen sowie technische und prozessuale Risiken abzuschätzen. „Die Anwendung von KI wird Hygiene-Teams in Zukunft massiv verändern.“ Neue Berufsgruppen wie IT-Spezialisten müssten Teil solcher Teams werden, so Johannes Knobloch. Den fachkundigen Zuhörerinnen und Zuhören gab der Krankenhaushygieniker zum Schluss noch eine Aufgabe mit auf den Weg: „Wir müssen uns jetzt Gedanken machen, wie KI in den Berufsalltag eingebunden werden kann.“
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Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke.
Desinfektionsmittel vorsichtig verwenden.
Vor Gebrauch stets Etikett und Produktinformationen lesen.