Die STIKO empfiehlt angesichts der COVID-19-Pandemie vollständige Impfung gefährdeter Personengruppen gegen Influenza

14.09.2021

Der Herbst hat begonnen, die Temperaturen sinken und wir halten uns wieder vermehrt in geschlossenen Räumen auf. Saisonale Infektionskrankheiten wie Influenza („Grippe“) beginnen alljährlich in dieser Jahreszeit, wieder stärker in der Bevölkerung zu kursieren. Angesichts der steigenden SARS-CoV-2-Infektionen befürchten deshalb viele, dass ein Zusammentreffen von COVID-19-Pandemie und Influenzawelle das Gesundheitssystem erheblich belasten könnte, wenn keine geeigneten Gegenmaßnahmen getroffen werden. Obwohl es Hinweise gibt, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie auch die Übertragung von Influenza begrenzen, gilt die Influenzaimpfung nach wie vor als bester Schutz vor der Grippe.

Während üblicherweise empfohlen wird, insbesondere gefährdete Personen wie Ältere (≥ 60 Jahre) oder Menschen mit chronischen Erkrankungen gegen Influenza zu impfen, gibt es in diesem Jahr abweichende Ansichten. So ruft der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn alle, die es möchten, dazu auf, sich und ihre Kinder impfen zu lassen. Auch der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK) Klaus Reinhardt empfiehlt die Impfung für zusätzliche Personengruppen. Um den fortlaufenden Betrieb von Kitas und Schulen sicherzustellen, sollten idealerweise nicht nur Kinder, sondern auch das pädagogische Personal in großem Umfang gegen Influenza geimpft werden. Doch die Sache hat einen kleinen Haken: Es werden nämlich laut Ständiger Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts (RKI) für Deutschland in dieser Saison etwa 25 Mio. Dosen Influenzaimpfstoff zur Verfügung stehen. Das ist zwar mehr als in den vorangegangenen Jahren, reicht aber keinesfalls für eine Durchimpfung aller genannten Bevölkerungsgruppen oder gar der gesamten Bevölkerung Deutschlands.

Sowohl bei COVID-19 als auch bei Influenza haben insbesondere Ältere ≥ 60 Jahre und Menschen mit chronischen Erkrankungen ein höheres Risiko für schwere Verläufe und Krankenhauseinweisungen. Deshalb empfiehlt die STIKO, diese Gruppen (einschließlich Bewohner*innen von Alters- und Pflegeeinrichtungen) möglichst vollständig gegen Influenza zu impfen. Hier besteht ein dringender Verbesserungsbedarf, denn bei den über 60-jährigen nahm zuletzt nur etwa jede(r) Dritte die Influenzaimpfung in Anspruch. Außerdem sei es ratsam, auch ärztliches und pflegerisches Personal zu impfen, um so die Verbreitung von Influenza in Krankenhäusern sowie Pflege- und Seniorenheimen zu vermeiden. Darüber hinaus rät die STIKO wie üblich Schwangeren zur Influenzaimpfung. Eine Ausweitung der Impfempfehlung wegen der COVID-19-Pandemie hält die STIKO jedoch für nicht sinnvoll, da die Impfdosen andernfalls für die Risikogruppen nicht ausreichen und in dieser Herbst-und Wintersaison nicht davon auszugehen ist, dass ein Herdenschutz durch Impfung möglichst vieler Personen gegen Influenza eine besonders große Rolle spielt, wenn die Menschen sich aufgrund der AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmasken) ohnehin nicht so nahe kommen.

Aufgrund der begrenzten Zahl an Impfdosen sollten Risikogruppen in der bevorstehenden Herbst-und Wintersaison 2020/2021 vorrangig gegen Influenza geimpft werden. Natürlich steht es auch Angehörigen von Nicht-Risikogruppen frei, sich gegen Influenza impfen zu lassen. Zwar gibt es derzeit keine Hinweise auf einen besonders schweren Verlauf bei jüngeren und sonst gesunden Personen, die mit beiden Viren infiziert waren, dennoch könnten Koinfektionen mit Influenza und SARS-CoV möglicherweise das Risiko von Komplikationen erhöhen und sollten deshalb vermieden werden.



Quellen:

1. Robert Koch-Institut; Epidemiologisches Bulletin Nr. 16 2020. April 2020.
2. Tagesschau.de am 30.08.2020. Aufruf zur Grippeimpfung: Sorge vor Grippewelle in Corona-Zeiten.
3. Tagesschau.de am 03.09.2020. Präsident der Bundesärztekammer: Mehr Impfen gegen die Grippewelle.
4. Robert Koch-Institut; Ständige Impfkommission (STIKO).
5. Robert Koch-Institut; Epidemiologisches Bulletin Nr. 32/33 2020. August 2020.
6. Robert Koch-Institut; Epidemiologisches Bulletin Nr. 44 2019. Oktober 2019.
7. Ozaras et al. Influenza and COVID‐19 coinfection: Report of six cases and review of the literature. J Med Virol. 2020.



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