Coronavirus SARS-CoV-2

Patient/innen vor COVID-19 schützen

Empathischer Fokus motiviert zu besserer Händehygiene

07.09.2022

Eine gute Händehygiene-Compliance (HHC) trägt nicht nur dazu bei, nosokomiale Infektionen im Allgemeinen, sondern auch nosokomiale COVID-19-Infektionen zu reduzieren. Oft ist die HHC aber durchaus verbesserungswürdig – insbesondere für die zum Patientenschutz so wichtigen „VOR“-Situationen der „5 Momente“, welche die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert hat [1]. Deshalb untersuchte eine aktuelle Umfrage-basierte Studie, inwiefern die Vorstellung einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 (eigene oder einer anderen Person) die HHC von Gesundheitsfachkräften beeinflusst [2]. Die Studie wurde im Juni 2022 veröffentlicht und kann kostenfrei online eingesehen und heruntergeladen werden.

Gedankenspiel als Online-Experiment

Insgesamt erklärten sich 68 Gesundheitsfachkräfte eines kommunalen deutschen Krankenhauses bereit, während der ersten Pandemiewelle an der Online-Umfrage teilzunehmen. Dafür erhielten sie Zugang zu einer experimentellen Software, die alle Teilnehmenden zufällig einer von zwei experimentellen Bedingungen zuwies. Im Szenario 1 wurden 31 Teilnehmende gebeten, sich gedanklich mit den gesundheitlichen, beruflichen und sozialen Folgen ihrer eigenen SARS-CoV-2-Infektion auseinanderzusetzen. Im Szenario 2 sollten sich 37 Teilnehmende mit der Vorstellung auseinandersetzen, was eine SARS-CoV-2-Infektion für das Leben anderer bedeuten könnte. Anschließend wurden beide Gruppen gebeten, mittels einer Likert-Skala die Wichtigkeit der HHC für jeden der „5 Momente“ zu bewerten und die Schwierigkeit einzuschätzen, diese in der pandemischen Situation einzuhalten, sowie die Wichtigkeit der HHC für die verschiedenen Momente miteinander zu vergleichen [2].

Fokussierung auf Gesundheit anderer erhöht Bereitschaft zur Händehygiene in „VOR“-Momenten

Bei der Analyse der vergleichenden Bewertungen fiel auf, dass Teilnehmende des Szenarios 2 (Fokussierung auf andere) der HHC in „VOR“-Momenten eine höhere Bedeutung beimaßen als Teilnehmende des Szenarios 1 (Selbstfokussierung) und stärker als diese beabsichtigten, die HHC in „VOR“-Momenten zukünftig einzuhalten. Dabei änderten weder Beruf (ärztliche vs. pflegerische Tätigkeit) noch Berufserfahrung, Geschlecht, Kontakt mit COVID-Patient/innen oder Stresslevel die Ergebnisse der vergleichenden Analyse [2].

Fazit

Durch Fokussierung auf die Folgen einer COVID-19-Infektion für andere verschiebt sich die wahrgenommene Wichtigkeit der „5 Momente“ zugunsten der „VOR“-Momente („VOR aseptischen Tätigkeiten“, „VOR Patientenkontakt“), die für den Patientenschutz besonders relevant sind. Außerdem steigt die selbstberichtete Intention, die HHC insbesondere in diesen Momenten zukünftig im Alltag umzusetzen. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass maßgeschneiderte Interventionen mit einem empathischen Fokus die Patientensicherheit im öffentlichen Gesundheitswesen zukünftig verbessern könnten.



Quellen:

  1. World Health Organization (2009) WHO guidelines on hand hygiene in health care: First global patient safety challenge. Clean care is safer care. WHO, Genf. http://whqlibdoc.who.int/publications/2009/9789241597906_eng.pdf (aufgerufen am 09.08.2022)
  2. Sassenrath C et al. (2022) The impact of activating an empathic focus during COVID19 on healthcare workers motivation for hand hygiene compliance in moments serving the protection of others: a randomized controlled trial study. Z Gesundh Wiss: 1–5. https://doi.org/10.1007/s10389-022-01725-z

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