Postoperative Wundinfektionen

Flächendesinfektion im Operationssaal

Welche Rolle spielt sie?

18.04.2023

Während allgemein angenommen wird, dass die Mehrheit der postoperativen Wundinfektionen (surgical site infections, SSI) von der transienten Flora der Patientinnen und Patienten oder des medizinischen Personals herrührt, wird Oberflächen im Operationssaal (OP) trotz standardmäßiger Reinigung der Umgebung zunehmend eine Rolle als Erregerreservoir zugesprochen. Krankheitserreger von Oberflächen können über die Hände des Personals oder über Zubehör wie Infusionsschläuche auf Patientinnen und Patienten übertragen werden oder unter Umständen auch aufgewirbelt und über die Luft verbreitet werden. Daher ist eine adäquate Flächenhygiene in OP-Bereichen Grundvoraussetzung für die Patientensicherheit, um SSI zu reduzieren. Neben Standardverfahren können strengere Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen des OP erforderlich sein, insbesondere beim Umgang mit virulenten oder Arzneimittel-resistenten Organismen [1].

Welche allgemeinen Empfehlungen gelten für die Schluss- und Zwischenreinigung im OP?

Da der OP zu den Bereichen eines Krankenhauses mit erhöhtem Infektionsrisiko gehört, müssen häufig berührte und patientennahe Oberflächen sowie Fußböden regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden. Daher empfiehlt die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI), diese und sichtbar kontaminierte Oberflächen nach jeder Operation zu desinfizieren. Auch Dokumentationshilfen wie EDV-Geräte bedürfen einer regelmäßigen Desinfektion. Darüber hinaus muss am Ende des täglichen OP-Programms und ggf. zwischendurch (z. B. bei Kontamination durch Körperflüssigkeiten) eine Reinigung und Desinfektion erfolgen. Der OP-Boden darf erst wieder begangen werden, wenn die Einwirkzeit des Desinfektionsmittels abgelaufen oder dieser zumindest vollständig getrocknet ist (je nach Risikobewertung des Krankenhauses). Desinfektionsmittel sollten mindestens eine bakterizide und levurozide Wirkung haben; eine kurze Einwirkzeit (1 min für Instrumententische, ≤5 min für Fußböden) wird empfohlen, um Wartezeiten zu minimieren [2, 3].

Wer führt die Reinigung der OP-Umgebung durch und was sind besondere Herausforderungen?

Die Reinigung des OP erfolgt durch Gebäudereinigungspersonal und erfordert eine spezielle Schulung. Qualifiziertes OP-Reinigungspersonal ist für den reibungslosen OP-Alltag unverzichtbar und trägt maßgeblich zur Patientensicherheit bei. Vor Betreten des OP gelten für die Mitarbeitenden die gleichen Hygienestandards wie für medizinisches Personal. Dazu gehört neben spezieller Kleidung auch das Tragen von OP-Masken, die hygienische Händedesinfektion und der Verzicht auf Schmuck an Unterarmen und Händen.

Um schwer zugängliche Stellen im OP zu vermeiden, sollte dieser Aspekt eigentlich schon bei dessen Konstruktion bzw. Planung berücksichtigt werden. Sind dennoch schwer zugängliche Stellen vorhanden, kann das OP-Reinigungspersonal auf Sprühlösungen oder Schäume zurückgreifen [3].

Für welche Bereiche außer dem eigentlichen OP gelten die Empfehlungen?

Die Empfehlungen zur Flächenhygiene gelten nicht nur für den eigentlichen OP, sondern auch für angrenzende Bereiche wie den Aufwachraum, Räume zur Instrumentenaufbereitung oder den Waschbereich [2]. Eine Ausnahme gilt für OP-Bereiche, in denen nur Eingriffe mit geringem SSI-Risiko (z. B. kleine Eingriffe an der Haut, am Auge, in der Mundhöhle) durchgeführt werden. Hier können die Räume außerhalb des OPs zusammengefasst und die desinfizierende Zwischenreinigung auf sichtbar kontaminierte und patientennahe Flächen beschränkt werden [2].

Quellen:

  1. Yezli Set al.(2014) Surface contamination in operating rooms: a risk for transmission of pathogens? Surg Infect (Larchmt) 15: 694-699.
  2. CDC, Environmental Cleaning Procedures. https://www.cdc.gov/hai/prevent/resource-limited/cleaning-procedures.html (accessed on 28.03.2023)
  3. KRINKO (2022) Anforderungen an die Hygiene bei der Reinigung und Desinfektion von Flächen. Bundesgesundheitsbl 65: 1074-1115.
  4. KRINKO (2018) Prävention postoperativer Wundinfektionen. Bundesgesundheitsbl 61: 448-473.

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