Was ist Sepsis?
Sepsis ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, bei der die Immunreaktion, die einer Infektion folgt, den ganzen Körper betrifft und multiple Organe schädigen kann. Im Volksmund wird Sepsis häufig als Blutvergiftung bezeichnet. Der Begriff beschreibt das Krankheitsbild jedoch nur ungenau, denn Sepsis betrifft neben dem Blut auch Gewebe und Organe. Außerdem entsteht eine Sepsis nicht allein, weil Erreger im Blut sind und dieses „vergiften“. Die Ursache für eine Sepsis liegt vielmehr in der inadäquaten Reaktion des Immunsystems auf die Infektion begründet.
Abzugrenzen ist die Sepsis vom sogenannten Systemischen Inflammatorischen Response-Syndrom (SIRS), dass der Sepsis zwar klinisch ähnelt, bei dem jedoch keine Infektion nachweisbar ist.
Sepsis ist ein absoluter Notfall. Je schneller eine erkrankte Person behandelt wird, desto besser sind die Überlebens- und Heilungschancen.
Welche Erreger können Sepsis auslösen?
Eine Sepsis wird in den meisten Fällen durch eine bakterielle Infektion ausgelöst. Seltener sind Pilze, Viren oder Parasiten für die Entstehung verantwortlich.
Zu den häufigsten Erregern zählen E. coli, Streptokokken, Staphylokokken, Pseudomonaden, Bacilli, Enterokokken, Enterobacter spp., Candida spp. sowie Klebsiellen. Es wird angenommen, dass in Deutschland etwa gleich viele der Infektionen ambulant wie nosokomial erworben werden. Tiefe Atemwegsinfektionen, postoperative Wundinfektionen, primäre Sepsis ohne nachweisbaren Organfokus (inkl. Gefäßkatheter-assoziierte Infektionen) und symptomatische Harnwegsinfekte zählen zu den nosokomialen Infektionen, die am häufigsten mit einer Sepsis einhergehen1.
Wer erkrankt an Sepsis?
Die Gesamtzahl der jährlich von Sepsis betroffenen Personen ist schwer zu ermitteln. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nimmt an, dass weltweit jedes Jahr mehr als 30 Millionen Menschen an Sepsis erkranken und 6 Millionen Menschen daran sterben. Die Global Sepsis Alliance geht sogar von 47 bis 50 Millionen Erkrankten und mindestens 11 Millionen Todesfällen pro Jahr aus. In Deutschland erkranken jährlich ca. 280.000 Personen an Sepsis, knapp 70.000 der Betroffenen sterben daran2. Sepsis ist in Deutschland die dritthäufigste Todesursache noch vor dem Herzinfarkt.
Grundsätzlich kann jede Person, die an einer Infektion leidet, an Sepsis erkranken. Allerdings ist das Risiko für bestimmte Bevölkerungsgruppen unterschiedlich hoch. Ein besonders hohes Risiko für Sepsis haben ältere Menschen, schwangere Frauen, Neugeborene, Personen, die im Krankenhaus behandelt werden, Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen sowie Personen ohne Milz.
Welche Symptome treten bei Sepsis auf?
Häufige Symptome einer Sepsis sind Fieber oder Hypothermie, beschleunigte Herzfrequenz, beschleunigte Atmung sowie Leukozytose oder Leukopenie (SIRS-Kriterien). Außerdem können Bewusstseinsveränderung, Blutdruckabfall, Erschöpfung, Husten, Bauchschmerzen, gerötete Wunden oder Schmerzen beim Urinieren/im Nierenbereich vorliegen Die meisten Symptome sind nicht für eine Sepsis spezifisch und können auch bei anderen Erkrankungen auftreten. Als Leitkriterien für Sepsis gelten nach der 2017 überarbeiteten Definition: Organdysfunktion, nicht auf Flüssigkeitszufuhr ansprechender kardiovaskulärer Kollaps, Laktatwerte über 2 mmol/L3. Das Vorliegen von mindestens zwei SIRS-Kriterien, wie es nach der alten Sepsis-Definition gefordert war, ist bestandslos geworden.
Wie wird Sepsis behandelt?
Da Zeit bei der Behandlung einer Sepsis wesentlich ist, sollte bei Verdacht sofort ein medizinischer Notruf abgesetzt werden. An Sepsis Erkrankte werden intensivmedizinisch betreut und erhalten neben stabilisierenden Maßnahmen eine intravenöse antimikrobielle. Behandlung. Meist wird sofort eine Breitbandtherapie begonnen, die alle möglichen Erreger abdeckt. Erst wenn die Ergebnisse der Erregerdiagnostik vorliegen, wird die antimikrobielle Behandlung eingegrenzt4.
Wenn eine an Sepsis erkrankte Person genesen ist, sollte ausreichend Zeit für die Rekonvaleszenz eingeplant und geprüft werden, ob Rehabilitationsbedarf besteht.
Wie kann man Sepsis verhindern?
Der einfachste Weg zur Vorbeugung von Sepsis besteht darin, Infektionen zu verhindern. Dies umfasst die Anwendung wirksamer Hygienemaßnahmen wie Händehygiene, Programme zur Infektionsprophylaxe, sichere Zubereitung von Lebensmitteln, Verbesserung der Wasserqualität, Zugang zu Impfstoffen sowie eine angemessene Ernährung.
Quellen:
1 Brunkhorst FM, et al. Aktuelle Aspekte zur Definition und Diagnostik der Sepsis und Antibiotikaresistenz. Bundesgesundheitsbl 2018; 61: 562–571.
https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/6191/Aktuelle%20Aspekte%20zur%20Definition%20und%20Diagnostik
%20der%20Sepsis%20und%20Antibiotikaresistenz.pdf
2 Fleischmann C, et al. Hospital incidence and mortality rates of sepsis—an analysis of hospital episode (DRG) statistics in Germany from 2007 to 2013. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 159–166.
https://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=175274
3 Weis S, et al. Sepsis 2017: Eine neue Definition führt zu neuen Konzepten. Dtsch Arztebl 2017; 114: A1424–A1428. https://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=192597
4 Rhodes A, et al. Surviving sepsis campaign: international guidelines for management of sepsis and septic shock. Intensive care medicine 2016; 43: 304–377. https://journals.lww.com/ccmjournal/Fulltext/2017/03000/Surviving_Sepsis_Campaign International.15.aspx