Das Bakterium Clostridioides difficile ist weltweit der häufigste Erreger nosokomialer Durchfallerkrankungen und findet sich zunehmend auch im niedergelassenen Bereich. Studien zufolge treten jährlich 20 bis 30 Fälle von ambulant erworbenen Infektionen pro 100.000 Einwohner auf. Der Erreger erscheint in Form von vegetativen Zellen und in erheblich widerstandsfähiger Sporenform. Bei der Auswahl C. difficile-wirksamer Verfahren zur Aufbereitung flexibler Endoskope sind daher verschiedene Aspekte zu berücksichtigen.
Risiken durch vegetative C. difficile Zellen
Die vegetativen Clostridioides difficile Zellen überleben die Magensäure nur bei pH-Werten > 4. Deshalb gelten Patienten mit atrophischer Gastritis oder Patienten, die Protonenpumpenhemmer oder H2-Antagonisten einnehmen, als eher gefährdet, denn in diesen Fällen könnten C. difficile Zellen in den Darm gelangen.
Risiken durch C. difficile Sporen
Die Sporenform von C. difficile hingegen ist sehr widerstandsfähig: Sie bleibt auf unbelebten Flächen bis zu 5 Monate infektiös, überlebt die Magensäure selbst bei einem pH-Wert von 1 und keimt im Dünndarm schon innerhalb von 1 Stunde aus. Die C. difficile Spore kann also den Magen selbst bei niedrigem pH-Wert gut passieren und im Dünndarm in recht kurzer Zeit germinieren (auskeimen) und damit in eine vermehrungsfähige Form überführt werden.
Vor diesem Hintergrund ergibt sich für das Infektionsrisiko durch Endoskope ein differenziertes Bild:
- Koloskope
Koloskope sind nach Untersuchungen von Patienten mit C. difficile-Infektion häufig kontaminiert, das Infektionsrisiko durch kontaminierte Endoskope scheint jedoch vergleichsweise gering, da die Sporen im Kolon nur schwer germinieren und die Zeit hierfür vermutlich auch zu kurz ist. - Bronchoskope/Gastroskope/Duodenoskope
Das Kontaminationsrisiko von Bronchoskopen, Gastroskopen und Duodensokopen scheint zunächst gering, das Infektionsrisiko allerdings vergleichsweise hoch. Gelangen Erreger über den fäkal-oralen Übertragungsweg in den Mund-/Rachenraum und darüber mit dem Endoskop in den Magen, können Sporen die Magensäure überleben und haben auf ihrem langen Weg durch den Darm ausreichend Zeit, im Dünndarm zu germinieren.
Aufbereitung von Endoskopen
Die Sporen von C. difficile verfügen über eine enorme Umweltresistenz und sind daher nur mit Desinfektionsverfahren mit sporizider Wirksamkeit zu inaktivieren.
Wichtig bei der Reinigung:
Bei C. difficile kommt der ohnehin fundamentalen Vorreinigung der Endoskope eine noch größere Bedeutung zu. So trägt das mechanische Entfernen von Verschmutzungen bei der Vorreinigung insbesondere in den englumigen Kanälen zur Sporenentfernung bei.
- Kein Einsatz von Wirkstoffen wie Aldehyde oder Peressigsäure im Reinigungsprozess, da diese organische Bestandteile fixieren und Bakteriensporen „einschließen“ können, die dann von der nachfolgenden Desinfektion nur noch schwer erreicht werden.
- Verunreinigte Reinigungslösung sofort erneuern, um eine Kontamination nachfolgender Endoskope mit den Sporen zu vermeiden. Die Aufbereitungswanne bzw. das Becken – vor erneuter Befüllung – einer Reinigung/Desinfektion unterziehen.
Wichtig bei der Desinfektion:
- Alle Prozessparameter für die Desinfektion beachten:
Einwirkzeit: Für manche Desinfektionsmittel wird eine sporizide Wirkung angegeben, die eine erheblich längere Zeit benötigt, als im RDG-E üblich.
Temperatur: Präparate auf Basis von Glutaraldehyd werden in der Regel bei anderen Temperaturen eingesetzt als Präparate auf Basis von Peressigsäure. Hier müssen die Prozessparameter der Hersteller berücksichtigt werden.
Verfahrensgutachten zugrunde legen
Um größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten, sollten Anwender nur Programme einsetzen, für die Verfahrensgutachten entsprechend den Empfehlungen der EN ISO 15883-4:2008 (Reinigungs-Desinfektionsgeräte - Teil 4: Anforderungen und Prüfverfahren für Reinigungs-Desinfektionsgeräte mit chemischer Desinfektion für thermolabile Endoskope) bzw. der Leitlinie zur Validierung maschineller Reinigungs-und Desinfektionsprozesse zur Aufbereitung thermolabiler Endoskope von 2011 vorliegen.