Desinfektionsmittel-Spender in deutschen Gesundheitseinrichtungen unter der Lupe

Hand disinfection nurse using Eurodispenser Safety plus in hallway Hand disinfection nurse using Eurodispenser Safety plus in hallway

Abgegebene Menge an Desinfektionsmittel variiert je nach Spender stark

Händehygiene ist die wirksamste Maßnahme zur Prävention nosokomialer Infektionen [1]. Eine Voraussetzung sind funktionsfähige, anwenderfreundliche Desinfektionsmittelspender, da die von den Spendern abgegebene Menge an Desinfektionsmittel die Händedesinfektion entscheidend beeinflusst. Die von den Spendern abgegebene Menge an Desinfektionsmittel beeinflusst die korrekte Händedesinfektion entscheidend [2]. Diese technischen Aspekte von Desinfektionsmittel-Spendern fanden in der bisherigen Forschung jedoch kaum Berücksichtigung. In vielen Krankenhäusern fristen sie ein Dasein in einer Verantwortungslücke zwischen Stationen, Hygiene, Reinigung und Haustechnik. Untersucht wurde nun die Leistung wandmontierter Metall- und Kunststoffspender sowie von Point-of-Care-Spendern in 19 deutschen Gesundheitseinrichtungen. Dabei wurden deutliche Unterschiede in der abgegebenen Desinfektionsmittel-Menge aufgedeckt [2]. Auch hinsichtlich der vollen Funktionsfähigkeit der Spender zeigten sich Defizite, die eine effektive Händehygiene beeinträchtigen [2].

Manuelle Spender im Fokus

Ausgewertet wurden im Rahmen der Untersuchung 5.014 manuell zu betätigende Spender, wovon mehr als drei Viertel (89,5 %) wandmontiert und 10,5 % flexible Point-of-Care-Spender waren. Mit 2.820 Spendern handelte es sich bei der Mehrheit (56,2 %) um Metallspender mit einer Spezifikation von 0,75 bis 1,5 mL. Insgesamt 1.668 Spender waren Kunststoffspender, davon 1.438 Stück mit einer Spezifikation von 0,5 bis 1,5 mL und 230 Stück mit einer Spezifikation von 1,0 bis 3,0 mL. Point-of-Care-Spender mit einer Spezifikation von 0,7 bis 3,0 mL waren mit einer Anzahl von 526 Stück vertreten. Bei der Installation eines elektronischen Monitoringsystems wurde geprüft, wie viel Desinfektionsmittel die Spender bei einer Betätigung abgeben. Dazu wurde jeder Spender fünfmal manuell betätigt, die durchschnittliche Menge ermittelt und die Messergebnisse mit den Herstellerangaben verglichen [2]. Der Zustand 946 wandmontierter Spender eines Krankenhauses wurde detaillierter unter die Lupe genommen [2].

Desinfektionsmittel – eine Frage der richtigen Menge

Essenziell für die Effektivität der Händedesinfektion ist die Menge des verwendeten Desinfektionsmittels. 3 mL Desinfektionsmittel werden von führenden Institutionen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und von der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am Robert Koch-Institut (KRINKO) für eine hygienische Händedesinfektion empfohlen. Auch in der europäischen Norm EN 1500 ist dieser Wert festgelegt [2]. Bei zu geringer Dosierung werden die Hände nicht vollständig benetzt, was zu Lücken in der Desinfektion führt. Bei zu einer zu großen Menge kann das Desinfektionsmittel auf den Boden tropfenund die Trocknungszeit verlängert sich [2]. Das von Desinfektionsmittel-Spendern abgegebene Volumen hat somit Auswirkungen auf die Wirksamkeit der Händedesinfektion.

Je nach Spendertyp erhebliche Unterschiede

Die meisten der 5.014 untersuchten Spender gaben mehr Desinfektionsmittel ab, als aufgrund ihrer Spezifikationen zu erwarten war. Die Menge des Desinfektionsmittels variierte zwischen 0,4 mL und 4,4 mL pro Pumphub [2]. Die größte Menge wurde von Kunststoffspendern mit einer Spezifikation von 1,0 bis 3,0 mL abgegeben. Am zuverlässigsten gaben Metallspender und Kunststoffspender spezifiziert bis 1,5 mL vergleichbare Mengen an Desinfektionsmittel ab [2]. Eine konsistente Menge an Desinfektionsmittel ist entscheidend für eine effektive Händedesinfektion, da das medizinische Fachpersonal oft eine bestimmte Anzahl an Hüben erlernt hat [2]. Werden sehr unterschiedliche Spender in einer Einrichtung eingesetzt, ist es schwer, die korrekte Anzahl an Pumphüben zu erlernen, um das richtige Volumen zu erhalten.

Von den 924 Spendern, die im Detail untersucht wurden, wiesen 29 % mindestens einProblem auf, das ihre Funktionsfähigkeit einschränkte. In den meisten Fällen war das Desinfektionsmittel aufgebraucht. Auch waren Pumpe oder Spender verschmutzt bzw. beschädigt oder es lag ein mechanischer Defekt vor [2].

Hier finden Sie die Originalpublikation zum Download.

Das Factsheet gibt einen Überblick über die wichtigsten Ergebnisse.

Factsheet mit Abbildungen verschiedener Spender und Ergebnissen der Studie zu Spender für Handdesinfektionsmittel in deutschen Gesundheitseinrichtungen

ISO/CD2 23447:2023 – Standards etablieren

Voll funktionsfähige Desinfektionsmittel-Spender sind der Grundstein der Händehygiene. Im klinischen Alltag funktionieren jedoch viele Spender nicht richtig und geben sehr unterschiedliche Mengen an Desinfektionsmittel ab, so das Ergebnis einer Studie [2]. Lösungen für diese Probleme bietet die ISO/CD2 23447:2023 Healthcare organization management – hand hygiene performance and compliance. Laut der Norm sollten die Zuständigkeiten für die Instandhaltung und Befüllung der Spender klar geregelt werden. Zudem sollten geschlossene Systeme mit vormontierten Einwegpumpen verwendet werden. Einheitliche Spender erleichtern es dem Personal, zuverlässig die adäquate Menge an Desinfektionsmittel zu nutzen. Diese Maßnahmen könnten zu einer wesentlichen Verbesserung der Infektionsprävention in Gesundheitseinrichtungen beitragen.

Quellen:

1. World Health Organization (2009). WHO guidelines on hand hygiene in health care: first global patient safety challenge clean care is safer care.

2. Herzer C et al. (2024). The state of handy rub dispensers in healthcare settings – a multicenter assessment in 19 German healthcare facilities. Antimicrobial & Infection Control 13: 118.

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