Flächen werden als Kontaminations- und Infektionsquelle oft unterschätzt, dabei können etliche Erreger für mehrere Tage darauf überdauern [1]. Eine gründliche und wirksame Flächendesinfektion ist somit ein wichtiger Eckpfeiler der Infektionsprävention – gerade in Gesundheitseinrichtungen. Doch welche Methode eignet sich wann: Wischen, Sprühen oder sogar beides?
Vorteile der Wischdesinfektion gegenüber der Sprühdesinfektion
Im Allgemeinen sollte die Wischdesinfektion einer Sprühdesinfektion aus folgenden Gründen vorgezogen werden:
- Bei einer Sprühdesinfektion können Aerosole der Desinfektionsmittel-Lösung gebildet werden, die die durchführende Person gefährden können. Dies gilt unabhängig davon, ob direkt auf die Fläche oder zunächst auf ein Tuch gesprüht wird. Selbst bei zügig durchgeführter Desinfektion und anschließendem Verlassen des Raums kann die Exposition mit Aerosolen nicht ausgeschlossen werden, da sich diese innerhalb von Sekunden ausbreiten [2]. Die Aerosole verteilen sich im gesamten Raum, wodurch es zu einer deutlichen Verdünnung der Desinfektionsmittel-Lösung kommt. Daher ist eher bei häufiger Spray-Anwendung innerhalb eines kurzen Zeitraums mit der Inhalation gesundheitskritischer Mengen zu rechnen [3]. Dennoch sollte die Aerosolbildung im Allgemeinen so gering wie möglich gehalten werden [3, 4].
- Bei der Wischdesinfektion mit Gebrauchslösungen von konzentrierten Desinfektionsmitteln oder mit vorgetränkten Tüchern entstehen keine Aerosole.
- Auch bei der Verwendung eines Schaums entstehen weniger Aerosole verglichen mit einer Sprühdesinfektion mit einer Flüssigkeit [3]. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hat 2021 eine Untersuchung diesbezüglich veröffentlicht: im Durchschnitt wird die inhalative Exposition durch den Wechsel von Spray zu Schaum um den Faktor 10 verringert [5].
- Eine Sprühdesinfektion ist weniger gezielt als eine Wischdesinfektion [6, 7]. Die Wirksamkeit der Sprühdesinfektion ist als geringer einzustufen als die der Wischdesinfektion, da es durch das reine Sprühen zu Benetzungslücken auf den Oberflächen kommen kann. Höhere Mengen an Desinfektionsmittel sind daher notwendig, um diese Benetzungslücken zu schließen.
- Eine Wischdesinfektion erfolgt gezielt und benötigt eine geringere Menge Desinfektionsmittel.
- Durch den Druck bei der Wischdesinfektion wird zum einen das Desinfektionsmittel gleichmäßig verteilt und zum anderen eine bessere Benetzung der Oberfläche gewährleistet.
Sprühdesinfektion in Ausnahmefällen
Eine reine Sprühdesinfektion kann gemäß RKI und VAH in Ausnahmefällen bei Flächen sinnvoll sein, die durch eine Wischdesinfektion nicht erreicht werden können (z.B. Klettverschluss an Blutdruckmanschetten) [6-8]. Um gesundheitliche Belastungen auszuschließen und eine wirksame Desinfektion zu gewährleisten, ist dabei auf eine sachgerechte Anwendung zu achten:
- Das Präparat möglichst nah an der Oberfläche aufsprühen, um ein Einatmen möglicher Aerosole zu minimieren.
- Falls möglich, sollten Schäume wegen der geringeren Aerosolbildung vorgezogen werden [2-5].
- Die vollständige Benetzung der Oberfläche muss sichergestellt werden [6, 7].
Fazit
Wischen ist besser als nur Sprühen. Vorgetränkte Tücher oder Schäume sollten bevorzugt werden. Eine Sprühdesinfektion sollte nur in Ausnahmefällen durchgeführt werden, wenn die Fläche nicht mit einer Wischdesinfektion desinfiziert werden kann.