Graphic animation of the localisation of hand disinfection dispenser in a patient room Graphic animation of the localisation of hand disinfection dispenser in a patient room

Platzierung von Desinfektionsmittelspendern

13.05.2024

Erfahrungen aus der Praxis: Arbeitsabläufe und Standorte beachten!

Aktuelle Daten zeigen, dass in Europa und den USA bis zu 6,5% der Krankenhauspatienten von nosokomialen Infektionen betroffen sind [1-3], was längere Krankenhausaufenthalte und einen erhöhten Antibiotikaverbrauch nach sich ziehen kann [4].

Während die Verbesserung der Händehygiene (HH) Infektionsraten senken könnte, ist die Untersuchung der HH zeitaufwändig und nicht immer objektiv. Um umfassende und objektive Daten zu generieren, können inzwischen auch elektronische Tools eingesetzt werden. Eine aktuelle Studie untersuchte deshalb die ortsabhängige Nutzung von wandmontierten und Point-of-Care-Spendern mithilfe des elektronischen HH-Monitoringsystems NosoEx® auf 17 Stationen in neun deutschen Krankenhäusern [5].

Intensivstationen bei Anzahl von Spendern und Desinfektionen ganz vorn

In der Studie wurden das Einreibevolumen von 931.446 Händedesinfektionen anonym erfasst sowie Anzahl und Einreibevolumen von wandmontierten und Point-of-Care-Spendern nach Station und Zimmertyp analysiert. Dabei fiel auf, dass auf Intensivstationen (ICU), Intermediate Care (IMC) und neurologischen Stationen mehr Spender verfügbar waren als z.B. auf orthopädisch-chirurgischen Stationen, wobei wandmontierte Spender insgesamt dominierten (s. Abb.). Außerdem hatten ICU und IMC mit mehr als drei Spendern pro Bett und über 20 Desinfektionen pro Patiententag deutlich die Nase vorn.

Abbildung_Durchschnittliche Anzahl von Desinfektionsmittelspendern
Abbildung: Durchschnittliche Anzahl von Desinfektionsmittelspendern (wandmontiert = Balken mit satter Farbe vs. Point-of-Care = Balken mit blasser Farbe) auf verschiedenen Stationstypen. Kreise und Dreiecke = individuelle Anzahl pro Station. Vertikale Linien = KRINKO-Empfehlungen (0,5/Bett auf Normalstationen 1/Bett auf Intensivstationen [6]) und als optimal erachtete Anzahl (2/Bett) [7]. ICU = Intensivstation; IMC = Intermediate Care; KRINKO = Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut.

Nicht nur die Spenderzahl zählt

Interessanterweise zeigte die Studie auch, dass die tatsächliche Nutzung nicht nur von der Anzahl der Spender, sondern auch von deren Platzierung und den Arbeitsabläufen vor Ort abhängen. Entsprechend wurden Spender in stark frequentierten Bereichen wie Fluren besonders häufig verwendet. Darüber hinaus bestätigte sich, dass Händedesinfektionen am zuverlässigsten beim Risiko einer infektiösen Exposition durchgeführt werden. So wurden in Patientenzimmern platzierte Spender besonders häufig auf chirurgischen Stationen verwendet – vermutlich, weil hier der Kontakt mit offenen Wunden unumgänglich ist. Darüber hinaus wurde das größte Einreibevolumen pro Desinfektion (3,6mL) in Behandlungsräumen ermittelt.

Spenderplatzierung und Arbeitsabläufe für optimale Nutzung einbeziehen

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Spendernutzung sowohl vom Zimmertyp als auch vom Stationstyp und Arbeitsabläufen beeinflusst wird. Weder die schiere Erhöhung der Spenderzahl noch die Optimierung der Platzierung können deshalb alleinige Lösungen zur Verbesserung der HH-Compliance sein. Für die objektive Betrachtung des Gesamtbilds können digitale Monitoringsysteme genutzt werden, die präzise und standortabhängige Verbrauchsdaten liefern. Auch spezifischere Empfehlungen für Berufsgruppen und Zimmerkonstellationen könnten sich zukünftig daraus ableiten lassen.
Poster showing the results of a study about digital hygiene monitoring

Quellen

  1. Magill SS et al. (2018) N Engl J Med 379: 1732-1744. https://doi.org/10.1056/NEJMoa1801550
  2. BARMER Krankenhausreport 2021. https://www.barmer.de/blob/339106/ff2b0b22a5770236 (aufgerufen am 21.03.2024)
  3. Suetens C et al. (2018) Eurosurveillance 23: 1800516. https://doi.org/10.2807/1560-7917.ES.2018.23.46.1800516
  4. Haque M et al. (2018) Infect Drug Resist 11: 2321-2333. https://doi.org/10.2147/IDR.S177247
  5. Senges C et al. (2024) Infection Prevention in Practice 6:2:100364. https://doi.org/10.1016/j.infpip.2024.100364
  6. Kuster S et al. (2021) Antimicrob Resist Infect Control 10: 93. https://doi.org/10.1186/s13756-021-00949-0
  7. Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut. Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesens (2016) Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 9: 1189-1220. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Krankenhaushygiene/Kommission/Tabelle_Haendehyg_Rili.html (aufgerufen am 21.03.2024)

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